Zwei Störarten waren bis in den Anfang des letzten Jahrhunderts in unseren
Flüssen heimisch: der Europäische Stör (Acipenser sturio) in Elbe und Rhein
und der Atlantische Stör (Acipenser oxyrhinchus) in der Oder. Inzwischen
gelten beide Arten als ausgestorben. Der Verlust von Laichplätzen durch die
Veränderungen der Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch
Gewässerverbauungen sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen
für das Verschwinden des Störs.
Der Stör ist ein Wanderfisch, der im Meer lebt, aber zum Laichen wie Lachs
und Meerforelle in die Flussläufe aufsteigt. Ohne vom Meer in die Flüsse zu
wandern, können Störe keine sich selbst reproduzierenden Bestände aufbauen.
Der Deutsche Angelfischerverband hat den Stör als Fisch des Jahres gewählt,
um darauf aufmerksam zu machen, dass der Verbau unserer Fließgewässer durch
Wehre und Wasserkraftanlagen die Wiederansiedlung von wandernden heimischen
Fischarten verhindert. Bei der anstehenden Novelle des EEG (Erneuerbare
Energien Gesetz) muss der Fischartenschutz mehr Beachtung finden als bisher:
Kein weiterer Verbau unserer Flüsse und Bäche, Investitionen in Fischtreppen
und Umgehungsläufe, um den Fischen das Wandern zu ermöglichen.
Der Europäische Stör (A. sturio) war mit einer Maximallänge von über 5
Metern einst unsere größte heimische Fischart. Während des letzten
Jahrhunderts sind seine Bestände drastisch zurückgegangen. In Deutschland
gilt er als verschollen oder gar ausgestorben. Der Verlust von Laichplätzen
durch die Veränderungen der Gewässerstruktur, Aufstiegshindernisse durch
Gewässerverbauungen sowie Verschmutzung und Überfischung sind Hauptursachen
für das Verschwinden des Störs.
Mit einem stammesgeschichtlichen Alter von 250 Millionen Jahren sind Störe
älter als die Dinosaurier und zählen zu den urtümlichsten Wirbeltieren auf
unserem Planeten. Seine lange Schnauze, die 5 Reihen von Knochenplatten auf
seinem Körper, die weit nach hinten gerückte Rückenflosse und seine
haifischähnliche, asymmetrische Schwanzflosse verleihen dem Stör ein
einzigartiges Erscheinungsbild. Seine Nahrung, die hauptsächlich aus
Würmern, Weichtieren, Krebsen und kleinen Fischen besteht, sucht er am
Gewässergrund. Vier lange Barteln helfen dabei, Essbares mit dem
vorstülpbaren Maul aufzunehmen.
Der Europäische Stör ist ein Wanderfisch, der den größten Teil seines Lebens
im Meer oder im Brackwasser verbringt. Zum Laichen steigt er, wie
beispielsweise der Lachs, die Flüsse auf (anadrome Wanderung). Die Eiablage
erfolgt im Frühsommer in der Strömung auf Kiesgrund. Die erwachsenen Tiere
wandern danach wieder ins Meer oder Brackwasser zurück. Die Jungtiere
bleiben im ersten Lebensjahr im Süßwasser und ziehen dabei langsam
flussabwärts. Nach zum Teil langen Wanderungen im Meer werden die Männchen
mit 9-13 Jahren, die Weibchen mit 11-18 Jahren geschlechtsreif.
Das Verbreitungsgebiet des Störs reichte von der Ostatlantikküste über
Nordskandinavien bis Marokko, es gab ihn im Mittelmeer und im Schwarzen
Meer. Seine Laichwanderung führte ihn in Rhein und Elbe jeweils bis in die
Oberläufe. Noch in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde
ein Stör in der Vechte, ein Nebenfluss der Ems, gefangen. Heute kommt der
Europäische Stör nur noch selten im Nordostatlantik vor, von wo aus er in
die Gironde in Frankreich zum Laichen aufsteigt. Das
Gironde-Garonne-Dordogne Flusssystem stellt somit sein letztes
Fortpflanzungsgebiet in Europa dar.
Forscher, Behörden, Angler und Artenschützer arbeiten seit Gründung der
Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. 1994 gemeinsam daran, in deutschen
Gewässern wieder sich selbst reproduzierende Bestände zu etablieren.
Ursprünglich sollten dazu Störe aus dem Bestand der südfranzösischen Gironde
in der Oder ausgesetzt werden. Begleitende genetische Untersuchungen von
Museumsexemplaren, die aus der Ostsee stammten, wiesen darauf hin, dass es
sich bei diesen Exemplaren um einen amerikanischen Verwandten, den
Atlantischen Stör (A. oxyrinchus), handelte. Er wanderte vor ungefähr 1200
Jahren über den Atlantik in die Ostsee und ihre Zuflüsse ein und wurde bei
uns heimisch.
Zum Erhalt und der Wiedereinbürgerung sind vielfach mit Unterstützung des
Bundesamtes für Naturschutz seit 1996 eine Reihe von Vorhaben realisiert
worden, die die Wiedereinbürgerung der beiden Arten in Nord- und Ostsee zum
Gegenstand hatten. Die Arbeiten wurden durch die Gesellschaft zur Rettung
des Störs koordiniert und wissenschaftlich vom Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin (IGB) und der
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei
Mecklenburg-Vorpommern begleitet. Das Vorhaben wurde 2013 als
Beispielsprojekt der UN-Dekade der Biodiversität ausgezeichnet. Im
Nordseeeinzugsgebiet wird mit dem Europäischen Stör (A. sturio) besetzt, im
Ostseeeinzugsgebiet mit dem Atlantischen Stör (A. oxyrinchus).
Schließlich wäre es mehr als schade, wenn er in Zukunft als ausgestorbene
Art nur noch in unserer Erinnerung oder als seltenes Museumsstück existent
wäre. Zudem ist der Stör durch die Vielzahl der genutzten Lebensräume und
seine positive Verankerung in der Gesellschaft eine ideale Schirmart, um die
Anforderungen der Flussfischarten für ein nachhaltiges Management auch zum
Nutzen anderer, weniger charismatischer Arten, zu kommunizieren.