Die zur Familie der Lachsfische (Salmonidae)
zählende Forelle gehört wohl zu den bekanntesten heimischen Fischarten. Je nach
Lebensweise unterscheidet man drei verschiedene Formen der gleichen Art: Die
Bachforelle, die in der Regel ständig in Fließgewässern lebt, die Seeforelle,
die in Süßwasserseen vorkommt, zum Laichen aber in die Zuflüsse aufsteigt, und
die Meerforelle, die einen Teil ihres Lebens im Salzwasser verbringt und in
Lebensweise und Verhalten dem atlantischen Lachs ähnlich ist. Im Meer hält sie
sich bevorzugt in Küstennähe auf und steigt zum Laichen in Flüsse bis hin zu
kleinen Bächen auf. Auf der Basis neuerer genetischer Erkenntnisse wird auch die
These dreier verschiedener Arten diskutiert.
Je nach Lebensraum in den verschiedenen Gewässern
entwickeln sich diese Fische unterschiedlich in Größe und Färbung und weiteren
Merkmalen. Ausgewachsene Meer- und Seeforellen erreichen, im Gegensatz zu der
verhältnismäßig kleinen Bachforelle (20-60 cm und 0,5-2 kg), meist eine Länge
von 80–100 cm und ein Gewicht von 10-15 kg. Die drei Ökotypen sind problemlos
kreuzungsfähig.
Forellen haben einen spindelförmigen, seitlich nur
mäßig abgeflachten Körper. Der Kopf ist relativ groß. Das endständige Maul
reicht bis hinter das Auge und weist kräftige Zähne auf. Die Färbung der
Forellen ist äußerst vielfältig und variiert sowohl zwischen den drei Formen der
Forelle als auch zwischen einzelnen Populationen eines Ökotyps. Bachforellen
haben eine gelbliche Grundfärbung und einen dunkel bräunlichen Rücken. Sie
weisen meist rote, hell umrandete Tupfen auf. Dieses Merkmal unterscheidet sie
von den See- und den Meerforellen, deren Schuppenkleid silbrig glänzt und mit
schwarzen x- oder punktförmigen Flecken übersät ist. Die Meerforelle ist dem
Lachs sehr ähnlich. Alle Jungtiere sind auf den Körperseiten dunkel gebändert.
Forellen werden auch vom Laien leicht als solche
erkannt. Im Gewässer sind sie jedoch oft schwer zu entdecken, da ihre
Körperfarbe zur Tarnung dem Untergrund angepasst ist.
Die Bachforelle kommt von Spanien bis zum Ural in ganz
Europa in kühlen, sauerstoffreichen, fließenden und stehenden Gewässern mit
Kies- oder Geröllgrund vor. Die Oberläufe der Fließgewässer bilden den
bevorzugten Aufenthaltsraum und werden daher als Forellenregion bezeichnet. Als
wertvoller Speisefisch wurden die Bachforellen in weiten Gebieten der Erde
eingebürgert. Die Seeforelle findet man von Skandinavien bis zum Ural, auf den
britischen Inseln sowie in den Voralpen- und Alpenseen. Die Meerforelle lebt im
europäischen Küstengebiet von Portugal bis hoch in den Norden.
Je nach Verbreitungsgebiet findet die Laichzeit der
verschiedenen Forellenformen zwischen Oktober und März im Süßwasser statt. Die
Eier werden in eine flache Laichgrube gelegt, die das Weibchen im kiesigen
Flussgrund durch kräftige Schwanzbewegungen anlegt. Die Brut schlüpft innerhalb
von sechs bis acht Wochen und lebt weitere vier bis sechs Wochen lang im Kies
von ihrem Dottersack, bevor sie anfängt kleinen Insektenlarven und Krebstieren
nachzujagen. Später ernähren sich die Jungfische weiterhin von Insektenlarven
und anderem kleinen Getier und nehmen auch geflügelte Insekten an der
Wasseroberfläche auf. Als Adulte leben vor allem die großen Exemplare aller drei
Formen in der Regel räuberisch und fressen Fische. Jungfische bleiben einen
längeren Zeitraum im Laichgewässer, um dann in einen größeren Fluss, einen See
oder ins Meer zu ziehen. Nur Bachforellen bleiben oft standorttreu.
Geschlechtsreif werden Forellen nach etwa drei bis fünf Jahren.
Die beliebte Regenbogenforelle ist übrigens keine
heimische Art. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus Amerika eingeführt.
Durch die Regulierung und Verbauung unserer heimischen
Flüsse und Bäche sind die natürlichen Lebensräume aller drei Forellentypen
bedroht. Viele Barrieren in Form von Staustufen und Wehren behindern sie auf
ihren Wanderungen und schneiden sie von ihren Laichrevieren ab. Zudem stellen
die Turbinen von Wasserkraftwerken eine tödliche Falle für sie dar.
Das bedeutet, wir brauchen naturnahe und durchgängige
Fließgewässer. Nur dann haben die Forellen, wie auch andere Wasserbewohner, eine
Chance als Schmuckstücke unserer heimischen Naturlandschaft erhalten zu bleiben.